JIMMY LUNCEFORD
"Rhythm is Our Business" war nicht nur einer der groessten Erfolge der Jimmy Lunceford Band, sondern koennte gut und gern das Motto ueber sein Schaffen abgeben.
James Melvin Lunceford wurde am 6.6.1902 in Fulton im Staate Missouri geboren. In seiner Jugendzeit war er Paul Whiteman und dessen Vater sehr verbunden. Von Pauls Vater lernten sowohl der sog. "King Of Jazz" der Roaring Twenties, als auch Jimmy Lunceford das Beherrschen von Instrumenten und die eiserne Disziplin. James "Jimmy" war sehr intelligent und wurde auf die Fisk Universitaet geschickt. Er erlernte die Musiktheorie aus dem "fff" und spielte nicht nur die obligatorische Geige, sondern alle Saxofone und Floeten, wie man es fuer Konzertmusik und Tanzmusik jener Tage verlangte. Seine ersten "Ausbildungsstaetten" in der Praxis waren die Semi-Jazzorchester von Elmer Snowden und Wilbur Sweatman, dem man als Pionier farbiger Grossformationen mit Jazzeinschlag ansehen muss.
Im Jahre 1926 gruendete Lunceford seine erste Band, eine sogenannte "Territory Band" in Memphis, Tennessee. Wahrscheinlich spielten seine "Chickasaw Syncopators" erst 1930 in Memphis ihre erste Schallplatte ein. Die erdige - negroide Aufnahme "In dat mornin" mit Preacher Moses Allen. Edwin Willcox, der Pianist, der in allen Lunceford-Besetzungen mitspielt, schrieb und arrangierte die beiden Titel, die 1933 eingespielt wurden, aber nie auf Schellackplatte erschienen sind: 'Flaoing reeds and screaming brasso und While love lasts. Beide zeigen schon den typischen Lunceford-Saxofonsatz, der deshalb auch Wilcox zugeschrieben werden muss, nicht Sy Oliver. 1934 wurde die Band in den Cotton Club nach Harlem geholt, wo sie grosse Triumphe feierte. Der weisse Arrangeur Will Hudson schrieb anfangs dieser Periode 'Casa Loma-getoente Arrangenents fuer Lunceford, z.B. "Jazznocrazy, 'White Head" u.a., deren Tradition zumindest soundmaessig von Sy Oliver, Willie Seith, Ed Wilcox und Eddie Durham noch einige Jahre weitergefuehrt wurde, was zum Beispiel vor allem die kommerziellen Titel wie 'Sophisticated Lady', 'Rose Rooolt 'Since My Best Gal Turnad Me Down, 'Jealous'(1934) und 'Avalon', 'Slueming On Park Avenuel (1935) anzudeuten scheinen.
Aber aus dieser Zeit gibt es durchaus negroide Eigenschoepfungen wie 'Stomp it off' und 'Rhythm is Our Business' von Lunceford, bzw. Oliver, selbst (1934) und "Harlem Shout' von Durham/Lunceford (1936). Sy Oliver war der Mann, der den fuer diese Zeit den seltsamen Two-Beat-Rhythmus zum Trotze Jimmy Crawfords, den Drummer, verlangte. Die Betonung des Two-Beat und das charakteristische Lunceford-Imp, das zwischen Islowl und Imedlual liegt, sind Erfindungen von Sy Oliver. Der Trompeter, Saenger, Arrangeur und spaetere bandleader Sy Oliver - geboren in Battle Creekt Michigan, an 17.12.1910 - besuchte nie v o r seiner grossen Karriere eine Musikschule. Er erlernte selbst das Trompetenspiel und das Notenstudium sowie Notenschreiben. Vor seinem Engagement bei Lunceford spielte und arrangierte Oliver bei Zack Whyte, der eine der besten der sog. Territory Bands leitete. Sy Oliver verwendet eine leicht growlende Wah-wah Technik. Wenig bekannt duerfte sein, dass Oliver nie einen spontanen Jazz-Chorus spielen konnte, sondern (nach eigener Aussage) seine Soli vorher aufschrieb, was allerdings in meinen Augen den jazzigen Gehalt der Soli nicht mindert. Er gab auch bekannt (George T.Simon von der Zeitschrift Metronome), dass er seine Arrangements bei Lunceford stets um und auf sein geschriebenes Trompetensolo konzipierte. Er bezog stets das Koennen bzw. auch die jeweilige Schwaeche der Musiker in sein Arrangement ein; es war der Lunceford-Band sozusagen auf den Leib geschneidert - wie bei Ellington.
Neben Oliver sind vor allem die high note-Spezialisten auf der Trompete zu nennen: Tommy Stevenson und Paul Webster, zwei erstklassige Musiker. Elmer Crumbley, Eddie Durham und vor allem Trummy Young waren ebenso namhafte Posaunisten. Joe Thomas rangierte nach Chu Berry, Ben Webster und Hershel Evans als einer der besten Tenoristen der Coleman Haekins Schule. Altomann Willie Smith war vielleicht der groesste Solist der Lunceford Bigband. Er spielte robuster als Benny Carter, hat aber nicht immer dessen guten Geschmack in der,Gestaltung eines ad-lip solos bewiesen. Die Rhythmgroup, bestehend aus Ed Wilcox, Piano, Al Norris, Gitarre, Moses Allen, Bass und Jimmy Crawford, Drums, ist eine der besten des Bigband-Jazz gewesen. Ende der 30er anfangs der 40er Jahre erreichte die Band die fuer sie typischste Klangfarbe und ihren etwas schleppenden Rhythmus, der zusammen mit den typischen hingehauchten Vocals Trummy Youngs und des Vocaltrios, bestehend aus Sy Oliver, Willie Smith und Eddie Tompkins, das Publikum zu endlosen Jubelstuermen begeisterte. Die Band lief wie ein Uhrwerk, die Erfolge jener Jahre(39-41) waren u,a,'T'aint What You Do, Baby Won't You Please Come Home, Ain't She Sweet, Well All Right Then, Delgium Stomp, Uptown Blues, Lunceford Special, What is Your Story, Morning Glory, Hi Spook und Yard Do Mazurka, arrangiert zumeist(neben Oliver) von dem jungen Billy @loor(" einem 01 iver'd rhii(@l (@r tin(1 von d(!m tleueri Trompeter Gerald Wilson, der 1931) an Sy Oliver's Stelle trat, weil Oliver zu Tommy Dorsey wechselte. Der Liebling des Publikums in den 40er Jahren wurde Tenorist Dan Grissom, der die kommerziellen Gesangsparts uebernahm. Leider gab das der Musik nicht unbedinqt Auftrieb. Was bei Trummy Young ein gewisser 'Sexappeal' ausmachte, war bei Grissom schon eher 'Snobappeal'. Als 1943/44 Jimmy Crawford durch Joe Marshall ersetzt wurde, ging es ziemlich rapide mit der Qualitaet der Band abwaerts. Zwar spielten z.B. 1946 solch namhafte Solisten wie die Oldtimer Fernando Arbelo, Posaune und Omar Simeon, Klarinette und Altsaxofon in der Band, auch Renald Jones, Trompete, war nicht schlecht, aber der Teamgeist frueherer Jahre und auch die guten Arrangements fehlten. Lunceford brachte immer wieder seine bekannte Musik, an Neuem investierte er nicht gern, zumal er zuletzt selbst nur noch ein Gehalt wie die andern Musiker der Band bezog - er hatte viele Schulden an seine Agenten zu bezahlen, der ihn unermuedlich auf Tournee schickte, in Hotels und Theatern auftreten liess und fuer Reklame keine Mittel scheute. So lies er sogar Einladungen an die Bewohner der Orte schicken, in denen die Band auftreten sollte. Dieser Mr.Oxley verdiente eine Menge Geld mit Lunceford, gab es aber fuer Werbezwecke wiederaus. Oxley managte im uebrigen nur Negerorchester.
Weisse Fans hauptsaechlich kannten 1940 die Jimmy Lunceford Band als die beste Swingband an. Heute noch besteht die Tendenz, vor allem in franzoesischen oder schweizer Fankreisen, die Band als die beste der Swingepoche anzusehen. Gewiss, die Lunceford-Band hatte nach Berichten das beste und groessie 'Showmanship" aller Swingorchester, aber musikalisch gab es sicher noch zwei oder drei andere Bands, z.B. Ellington, Goodman, Cab Calloway, die, zumindest solistisch, ueberlegen waren Das tut jedoch dem Koennen und der Bedeutung Lunceford's keinen Abbruch. Lunceford, der im Aussehen und Gebaren dem dicken Paul Whiteman aehnlich war, er war ebenfalls ziemlich stark, schwang einen meterlangen Taktstock und achtete sehr auf Disziplin, war bei seinen Musikern als 'Schulmeistertyp' eingestuft worden(Sy Oliver), hatte aber auch mehr Koennen aufzuweisen als die meisten Orchesterleiter jener Jahre.
Am 16.Juni 1947 starb Jimmy Lunceford an einem Herzanfall in Oregon. Ed Wilcox und Joe Thomas leiteten die Band noch einige Zeit weiter, wobei Aufnahmen wie 'One For The Books' entstanden, harte Enseablesaetze ant roehrenden Saxofonen wurden eingesezt, dem Leitbild der Nachkriegszeit entsprechend. 1948 zerfiel das Orchester, andere Bandleader erwaehlten das Lunceford-Ideal: Sonny Durham, George Williams und Billy May (von beiden gab es Lunceford-Memorial Alben auf RCA bzw.Capitol) sowie Sy Oliver, der Ja das meiste zur Lunceford-Stilistik beitrug. Oliver leitete 1946-47, 1950 und 1958 diverse Bands, die mehr oder weniger einen 'Lunceford-Oliver'- Stil praesentierten.
1937 uebrigens besuchte Lunceford mit seiner damaligen first-class Bigband Europa, was viel zu seiner Popularitaet auf diesem Kontinent beitrug. Man darf die Jimmy Lunceford-Bigband auf keinen Fall vergessen, wenn man von den "Groessten" der Jazzgeschichte spricht, denn als Ensemble, als musikalische Einheit, d.h. als Klangkoerper, lag sie unzweifelhaft an der Spitze der Swingbands anno 1939-40.
Rudolf Hopf †
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