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Montag, 8. Februar 2010

Norgran MG C-686 or Verve MG V 8027 Recital by Billie Holiday

Personnel Billie Holiday voc / Charlie Shavers tp or Joe Newman tp / Flip Philips ts or Paul Quinichette ts / Oscar Peterson p, org / Herb Ellis or Barney Kessel or Freddie Green g / Ray Brown b / Alvin Stoller, Gus Johnson, Ed Shaughnessy or J.C.Heard dr

Tracks If the moon turns green / Remember / Autumn in New York / My man / Lover come back to me / Stormy weather / Yesterdays / He’s funny that way / I can’t face the music / How deep is the ocean / What a little moonlight can do / I cried for you

Heute sind fast 45 Jahre vergangen, dass Lady Day gestorben ist. Vor fast genau 50 Jahren war sie bei einigen wenigen Konzerten auch im Nachkriegsdeutschland zu sehen und zu hören. Gezeichnet von Prostitution, vom Alkohol, anderen Drogen, den Affären, der Rassendiskriminierung in den USA war ihre Stimme nur eine Erinnerung an grosse Erfolge.
Norman Granz ist es zu verdanken, dass er Billie Holiday in den frühen 50iger Jahren einen neuen, gutdotierten Vertrag unterschreiben liess, die besten Sidemen ins Studio einlud, Arrangeure bezahlte und ihr Gelegenheit bot, die alten Songs erneut zu singen, um so das Können dieser grossen Sängerin für die Nachwelt in bester Tonqualität zu konservieren.
Recital – also „Vortrag“ nennt sich diese Zusammenstellung der Titel aus den Jahren 1952 und 1954, die mit wechselnden Begleitungen aufgenommen worden sind. Alle Musiker halten sich im Respekt vor Billie Holiday zurück; selbst Oscar Peterson ist ein einfühlsamer Begleiter und Paul Quinichette beweist seine Qualität als vollwertiger Lester Young Ersatz.
Interessant ist das Repertoire aus den Musicals und den Songbooks zwischen 1921 und ca.1935: Lady Day schafft es, selbst in schnulzige Vorgaben ihre Persönlichkeit und ihre Lebensgeschichte einzubringen. Sogar die schnellen Tempi wie bei „What a little moonlight can do“ – eines der Paradestücke der LP – bekommen einen eigenen Stempel aufgedrückt.
Nicht nur die angehenden Sängerinnen sollten sich diese 12 Meisterstücke mindestens einmal pro Woche einverleiben, auch für die passiven Musikgeniesser gibt es hier Diamanten allererster Güte und Reinheit zu entdecken.

Recording: ca.May, July 27, 1952 and April 14, 1954 NEW YORK
Production: Norman Granz
Date of release: December 2003
Clef MG C-669 Billie Holiday Music for torching

Personnel Billie Holiday voc / Harry Edison tp / Benny Carter as / Jimmy Rowles p / Barney Kessel g ?/ John Simmons b / Larry Bunker dr

Tracks It had to be you / Come rain or come shine / I don’t want to cry anymore /
Ghost of a chance / A fine romance / Gone with the wind / I get a kick out of you / Isn’t it a lovely day

Billie Holiday – “The lady sings the blues” so wird sie von den Fans genannt, obwohl sie nicht mehr als 3 Blues-Titel in ihrem Leben gesungen hat. Die Ehrenbezeichnung sollte eher lauten: “The lady who sings the songs“, denn sie haucht wie keine andere Sängerin den grossen amerikanischen Songs des Showbusiness der 30iger und 40iger Jahre neues Leben ein.

Die Komponisten bei diesen Aufnahmen in Los Angeles 1955 für Norman Granz Label CLEF sind nicht aus der ersten Garde der Musical- und Songschreiber – sieht man mal von Duke Ellington ab , die Musiker stammen von der Westküste oder sind dort zu Hause und Solisten allererster Güte. Die Arrangements – so vermute ich – besorgte Benny Carter und alle 8 Titel werden zu Top-Interpretationen, an denen sich noch heute die Sängerinnen orientieren.

„Music for torching“ – Musik bei Kerzenschein – so die freie Übersetzung – lautet das Programm, dem sich die Tempi der Titel und die Tongebung der Solisten unterordnen. Alles schön stimmungsvoll, aber ohne Schmalz. Dafür garantiert auch die von Alkohol und Drogen gezeichnetet Stimme. Schnulzig wird das Ganze nie, jeder Titel ist geprägt von den Exzessen, aus denen das Leben von LADY DAY bestand. Was durch den LP-Titel vorgegeben wird, erweist sich als einziges Manko: Es herrscht auf beiden LP-Seiten ein gleichmässiges, eben balladeskes Tempo vor.

In der heutigen schnelllebigen Hektik des ultrakurzen Video- und Audioclips dürfte aber gerade das zum Verkaufserfolg dieser LP beitragen. Wie beliebt Billie Holiday heute immer noch ist, lässt sich auch daran abhören, dass oft ihre Stimme bei den Jazzsendern im Internet zu hören ist. Da werden sich doch viele anregen lassen, mal eine ganze LP hören zu wollen, oder?

Recording: August 23 + 25, 1955 Los Angeles, CA
Production: Norman Granz
Date of release: September 2008
BILLIE HOLIDAY LADY SINGS THE BLUES Clef MGC 721

Personnel (1) Billie Holiday voc / Charlie Shavers tp / Anthony Sciacca (= Tony Scott) cl / Paul Quinichette ts / Wynton Kelly p / Kenny Burrell g / Aaron Bell b / Leonard Browne dr

(2) Billie Holiday voc / Harry Edison tp / Willie Smith as / Bobby Tucker p / Barney Kessel g / Red Callender b / Chico Hamilton dr

Tracks (1) Lady sings the blues / Trav’lin‘ light / I must have that man / Some other spring / Strange fruit / No good man / God bless the child / Good morning heartache
(2) Love me or leave me / Too marvelous for words / Willow weep for me / I thought about you

Obwohl sie in ihrer langen Karriere von 1933 bis 1959 kaum mehr als ein Dutzend reine Bluestitel im Repertoire hatte, stempelten alle Musikkritiker Billie Holiday immer als „Lady sings the blues“ – und so wird sie noch heute eingeordnet. Stattdessen waren die Aufnahmen für Columbia in den 30iger Jahren und die Titel für Clef bzw. Verve zwischen 1953 und 1957 eine an Abwechslung reiche Mischung aus dem amerikanischen Songbook und Eigenkompositionen.
Ihre Interpretationen von Themen wie „Willow weep for me“ oder „I thought about you“ haben den Standard gesetzt, an denen sich alle Nachfolgerinnen messen lassen müssen. Gleichzeitig sind eindrückliche, ja beinahe bildhafte Balladen wie „Strange fruit“ und „God bless the child“ untrennbar mit Billie Holidays Leben und Stimme verknüpft - und nur sie alleine dürfte sie singen!
Reuemütig legt der Sammler nach einer lieblosen und oft banalen Billie Holiday –Memorial CD der Sängerin XY, das Original auf.

Ihre Stimme war immer in das Klanggewebe der sie begleitenden Musiker eingebettet: Tony Scott und der Vize-Präsident (Lester Young war der „Prez“!) Paul Quinichette setzten hier Mitte der 50iger Jahre die Akzente und auch die Rhythmusgruppe mit Barney Kessel, Kenny Burrell und Chico Hamilton ist erste Klasse. Der Trompeter Harry „Sweets“ Edison, ein Weggefährte aus der Count Basie-Band, umspielt einfühlsam die reife Stimme von Billie Holiday.
Wie gut die alten Clef-Aufnahmen von Norman Granz klingen können, ist auf dieser Re-issue im originalen Cover zum ersten Mal zu hören. Es dürfte ausserdem kaum jemanden geben, der im Funier-Holz-Wohnzimmer-Plattenschrank ein technisch einwandfreies Exemplar von MGC 721 stehen hat.

Recording: NYC (1) June 6 & 7, 1956 / (2) September 3, 1954
Production: Norman Granz
Date of release: July 2002