Mittwoch, 8. April 2015

SCHEIBENGERICHT

Great Black (and White)-Music auf audiophilen LP’s

von Michael Frohne

Inzwischen ist es dank intensiver Nachfrage durch konservative Jazzfans kein Problem, wieder die eine oder andere schwere, teure, aus jungfräulichem Vinyl gefertigte LP zu bestellen, ja manchmal sogar in gut sortierten CD-Shops im Glas-Giftschrank im Sonderangebot für 70 DM stehen zu sehen. Der Vergleich mit den CD’s oder mit älteren billigeren Pressungen bietet sich an. Soweit vorhanden, weise ich in der nachfolgenden Besprechung darauf hin.
Auffallend ist, daß von den Plattenfirmen nicht nur bereits früher produzierte Aufnahmen, die alle analog aufgenommen waren, neu gepresst werden, sondern sogar Neuaufnahmen mit dieser konventionellen Aufnahmetechnik gefertigt werden. So wurden die Vorgaben der kleinen Hi-End-Special-Labels, die dies bis hin zur Direktschnitt-Technik ausgereift haben, teilweise übernommen. Wenn dies jetzt in den großen Studios üblich wird, wohin dann mit der teuren Digital-Technik? Auf den Müll?

P.S. Nicht nur die Mitglieder der „Art Ensemble of Chicago“ wollen die Schublade „Jazz“ geschlossen lassen und ersetzen den missverständlichen, kategorischen Begriff durch „Great black music“. Da sich die ausübenden Formationen aber nicht nur aus Schwarzen (meist sind diese sowieso braun oder beige) zusammensetzen und die Musik nicht nur afro-amerikanischen Ursprungs ist, wird ein neuer Begriff gesucht. Um Vorschläge wird gebeten!


Double Bass 

Niels-Henning Ørsted Pedersen (b) Sam Jones (b) Philip Catherine (g) Billy Higgins dr / Albert „Tootie“ Heath (perc)

Falling in love with love / A notion / Giant steps / I fall in love too easily/ Miss Morgan / Au privave / Yesterdays / Little train

Aufnahme: 15./16.Februar 1976 Copenhagen, DK / Produzent: Nils Winther
Steeplechase SCS 1055 (Limited Audiophile alto-edition  180g / 2000 copies) / (ehemals Steeplechase SCS-1055)

Die audiophilen Pressungen des wichtigsten dänischen Jazzlabels sind schon vor mehreren Jahren erschienen, ja, sie wurden zwischenzeitlich im Discount angeboten, als die Läden ihre Regale nur noch für CD’s konstruierten. Die kleine, aber enorm rührige Firma „Fenn Records“ hat den Vertrieb in Deutschland übernommen und will den Verkauf neu ankurbeln. Wenn dabei so ungewöhnliche Produkte wie „Double Bass“ neue Käufer finden, ist mir nicht Angst um die Firma.
Double Bass kombiniert den Soul-Funk des klassisch geschulten Sam Jones mit dem Drive, der Bodenständigkeit von NHOP, dazwischen quasi eingeklemmt, Philip Catherine. In „Yesterdays“ kann die unterschiedliche Spielauffassung am deutlichsten studiert werden; daß die Spieltechnik anders als zu Zeiten eines Scott LaFaro oder Oscar Pettiford nicht mehr die Grenzen setzt, wird hier klar. Und die Musiker können sich auf das Wichtigste konzentrieren: den musikalischen Ausdruck. Das alte Vehikel aus der Swing-Era wird zum echten Ohr-öffner, wobei beide aber der Form des Standards treu bleiben. Zur Fertigung: Die Abmischung hat es zum Glück vermieden, die Bässe in den Vordergrund zu schieben und nimmt nur eine Kanaltrennung mit der Gitarre in der Mitte vor, die Pressung meiner - second hand gekauften LP - ist vorzüglich; der Vorbesitzer ist sorgfältig mit dem Produkte umgegangen und scheint eine gute Anlage zu haben. Warum hat er diese LP nur verkauft?




Stephane Grappelli - Barney Kessel  Limehouse blues


Stephane Grappelli (violin) Barney Kessel (g) Nini Rosso (g) Michel Gaudry (b) Jean-Louis Viale (dr)

It don’t mean a thing / Out of nowhere / Tea for two / Limehouse blues / Honeysuckle rose / How high the moon / Willow weep for me / Little star / Undecided / I remember Django

Aufnahme: 23./24.Juni 1969 Paris,F / Produzent: Alan Bates und Chris Went
Edition Phönix Eph 10 / (ehemals Black Lion BLP 30129)

Für die Auswahl der 10.Phoenix-LP haben sich die Archivisten durch (bildlich) dicken Staub bis zu einem Highlight des Swing der frühen siebziger Jahre wühlen müssen. Der Katalog von Alan Bates, der gleichermaßen Dexter Gordon, Ben Webster als auch Anthony Braxton LP’s produziert hat, beinhaltet auch diese Reminiszenz an das „Quintette du Hot Club de France“, in dem Barney Kessel Django’s Erbe weiterlebt. Hoffentlich noch lange, seine schwere Krankheit, deren Behandlung ohne finanzielle Hilfe nicht möglich ist, steht dem im Wege. Die Schlußkadenz mit dem Duo von Violine und Gitarre beim Titel „Tea for two“ ist allein das Geld für die Platte wert; und hier erweist sich die Phoenix-Edition der Original-Pressung aus England um Längen überlegen. In einer früheren Besprechung hat ich über die Qualität eines Coverphotos gemäkelt, dazu besteht hier kein Anlaß. Unbedingt zu loben sind die guten Ohren und die angenehme Zurückhaltung am Mischpult von Wilfried Zahn, dem Tontechniker der Neu-Abmischung. Die Fertigung der LP kann man nur mit „Super“ bezeichnen.


Dusko Goykovich  Soul Connection Vol. I

Dusko Goykovich (tp,flh) Jimmy Heath (ts) Tommy Flanagan (p) Eddie Gomez (b) Mickey Rocker (dr)

Soul connection / Ballad for Miles / Blues valse / Inga / I’ll close my eyes

Aufnahme: 28./29.Juni 1993 Brooklyn, NY / Produzent: Matthias Winckelmann
Enja ENJ-804 1 (pure analog limited audiophile edition)

Dusko Goykovich  Soul Connection Vol. II

Dusko Goykovich (tp,flh) Jimmy Heath (ts) Tommy Flanagan (p) Eddie Gomez (b) Mickey Rocker (dr)

NYC / Adriatica / Blues time / Team song

Aufnahme: 28./29.Juni 1993 Brooklyn, NY / Produzent: Matthias Winckelmann
Enja ENJ-8045 1 (pure analog limited audiophile edition)

Lassen Sie sich von der Kennzeichnung „AAA“ auf den Plattencovern nicht täuschen: Es gibt auch DDD-Versionen. Eine telefonische Nachfrage bei der Firma ergab, daß tatsächlich bei der Aufnahme im Studio die Technik doppelt besetzt war. Deshalb die Qual der Wahl: Kaufe ich für 33 DM die CD oder kann ich die ca. 50 DM für die LP flüssig machen? Der Klang auf der LP ist weicher, was dem Trompeter-Sound, vor allem aber dem soften Ton von Jimmy Heath zugute kommt. Und lassen Sie sich nicht vom Titel „NYC“ täuschen, der ein bißchen zu sehr wie Tanzmusik daherkommt. Die Balladen sind es, in denen der Mann aus dem Ex-Jugoslawien glänzt. Das war schon zu Big Band Zeiten bei Clarke-Boland und bei Woody Herman der Fall. Und daß er der Zeug zu einem glänzenden Komponisten hat, beweisen 8 der 9 Titel. Beide Platten sind von einer Aufnahmesession, der Cover-Text ist bei beiden LP’s gleich. Zur Technik: Die Aufnahme ist sehr plastisch und tiefenorientiert, die Fertigung des Vinyls eher unter dem heute möglichen Standard: Knacker sind keine Mangelware, auf beiden meiner LP’s sind sogar echte Kratzer und die Innenhüllen sind aus einfachem Papier (aus Umweltschutzgründen?). Schauen Sie vor dem Kauf also in die Hülle rein.


Elvin Jones  It don’t mean a thing...

Nicholas Payton (tp) Delfeayo Marsalis (tb) Sonny Fortune (fl,ts) Willie Pickens (p) Cecil McBee (b) Elvin Jones (dr) Kevin Mahogany (voc)

A lullaby of Itsugo village / It don’t mean a thing if it ain’t got that swing / Lush life / Zenzo’s spirit / Bopsy / A change is gonna come

Aufnahme: 18./19.Oktober 1993 NYC / Produzent: Matthias Winckelmann
Enja ENJ-8066 1 (pure analog limited audiophile edition)

Auch diese Enja-Produktion wurde sowohl analog als auch digital aufgenommen. Die Mischung - auch in den Konzertauftritten - von Standards, Eigenkompositionen seiner Frau Keiko, die oft Material aus der japanischen traditionellen Volksmusik neu bearbeitet und Titeln, die eng mit John Coltrane verbunden sind, bestimmen den Rahmen, in dem Elvin Jones heute agiert. Technisch ist er solide geblieben, die Feinheiten eines Max Roach, die Vitalität eines Art Blakey und auch nicht die Auslotung von Freiräumen wie Rashid Ali sind nicht sein Stil. Zur Aufnahme: Alle Blasinstrumenten und die Stimme sind durchsichtig (besser: durchhörig, auch wenn es den Ausdruck nicht gibt), der Baß kommt mit viel Druck, die Nostalgie von Produkten wie Blue Note, Riverside und Verve hat der Tontechniker vor der Studiotür gelassen und entstanden ist eine Produktion von 1993, an der sich neue Studios messen lassen müssen. Die Fertigung ist hier deutlich besser als bei den Dusko Goykovic Platten, keine Kratzer und Knacker.


Duke Ellington  Anatomy of a murder

Gerald Wilson (tp) Clark Terry (tp) Harold Baker (tp) Cat Anderson (tp) Ray Nance (tp,violin) Quentin Jackson (tb) Britt Woodman (tb) John Sanders (tb) Jimmy Hamilton (cl,ts) Russell Procope (as,cl) Johnny Hodges (as) Paul Gonsalves (ts) Harry Carney (bs,cl,bcl) Duke Ellington (p) Billy Strayhorn (celeste) Jimmy Woode (b) Jimmy Johnson (dr)

Main title and Anatomy of a murder / Flirtibird / Way early subtone / Hero to zero / Low key lightly / Happy anatomy / Midnight indigo / Almost cried / Sunswept sunday / Grace valse / Happy anatomy / Haupé / Upper and outest

Aufnahme: 29.5./1.6./2.6. 1959 Los Angeles,CA
Mobile Sound Fidelity Lab MFSL 1-214 (special limited edition) / (ehemals Columbia CL-1360 (mono) oder Columbia CS-8166 (stereo) )

Musik, die vom Duke für Filme geschrieben und vom Orchester eingespielt worden ist, kann man auch ohne die Bilder und die Story geniessen. Die ist genauso spannend und da die Tontechnik in den Kinos und vor allem im Heimkino immer noch auf dem Stand von 1959 ist, rechtfertigt sich der Kauf dieser „Original Master Recording“ auf jeden Fall. Mobile Fidelity Sound Lab LP’s werden in Kalifornien gefertigt und in Deutschland von INAK vertrieben. Viele sind inzwischen hochbezahlte und oft gesuchte Sammlerstücke. Die Gelegenheit, den Klang mit der französichen Pressung aus den siebziger Jahren zu vergleichen, die zum Specialpreis von 16,90 DM im Handel war, darf man sich nicht entgehen lassen. Hallig, undifferenziert, die Hörner der Blechbläser klingen bei der Billigware wie Kochtöpfe, aber damals war diese Pressung die einzige, die man kaufen konnte. Teuer sind die Mobile Sounds, ja aber was da rüberkommt! Allein die klangliche Offenbarung des Hauptthemas ist das Geld wert. Und dann erst Johnny Hodges in „Flirtibird“! Insgesamt sehr gute Qualität in Fertigung (ein paar leichte Knacker kann man überhören) und Sound. Die Video-Cassette mit dem Otto Preminger Klassiker beweist, daß in Punkto „Klangmalerei“ der Ellington-Soundtrack den Vergleich mit Miles Davis’ „Fahrstuhl zum Schafott“ nicht scheuen muß. Kleiner Wermutstropfen: Als Ellington-Komplettist hätte ich gern die 2 zusätzlichen unveröffentlichten Titel auf der LP gehört.


Ray Charles - Betty Carter

Ray Charles (voc,p) Betty Carter (voc) Jack Halloran Singers (voc)
Besetzung: Bill Pitman (g) / Edgar Willis (b) Mel Lewis dr,vib) oder Philip Guilbeau (tp) John Hunt (tp) Al Porcino (tp) Ray Triscai (tp) Don Fagerquist (tp) Richard Nash, tb / Hary Betts (tb) Frank Rosolino (tb) Ken Shroyer (tb) Bennie Crawford (as) Dave Newman (ts) Leroy Cooper (bs) Bill Pittman (g) Edgar Willis (b) Mel Lewis (dr) Bruno Carr (perc) Marty Paich arr,cond /

Ev’ry time we say goodbye / You and I / Goodbye - We’ll be together again / People will say we’re in love / Cocktails for two / Side by side / Baby, it’s cold outside / Together / For all we know / Take two to tango / Alone together / Just you, just me

Aufnahme: 13./14.Juni 1961 Hollywood,CA  Produzent: Sid Feller
ABC/DCC Compact Classics LPZ-2005 180+ Pure Virgin Vinyl  Analogue Pressing  / (ehemals ABC-Paramount ABC-385)

Beim Vergleich mit der Dunhill CD-Veröffentlichung muß berücksichtigt werden, daß die Firma Dunhill sicher nicht die Originalbänder von ABC zur Verfügung hatte. Entsprechend sind den Möglichkeiten der Techniker Grenzen gesetzt gewesen. Auffällig ist dies besonders bei den Big Band Einwürfen: Auf der teuren Analog-Pressung knalliger und fetziger Klang der Blechbläser und langes Ausklingen am Ende der Einsätze, so wie man es in Live-Konzerten schätzt, die Titel mit Streicherarrangements von Marty Paich sind Zugeständnisse an den Publikumsgeschmack der 60er Jahre und sind nur durch die ungeheure Modulationsfähigkeit der Stimmen der beiden Gesangssolisten genießbar. Absoluter Höhepunkt und Anspieltip: „Baby it’s cold outside“.
P.S. Auf der CD sind 3 zusätzliche Titel mit Ray Charles von anderen Aufnahmesitzungen, auf die zugunsten der LP wegen der besseren Prägnanz aber verzichtet werden kann.


Al Cohn  Non parail
(Sorry, this is not the cover of the audiophile edition, but of original lp)

Al Cohn (ts) Lou Levy (p) Monty Budwig (b) Jake Hanna (dr)

Take four / Unless it’s you / El cajon / Raincheck / Mr.George / The girl from Ipanema / This is new / Blue hodge
Aufnahme: April 1981 Hollywood, CA  Produzent: Carl E.Jefferson
Concord LELP 119  (limited audiophile edition) / (ehemals Concord CJ-119)

Bei den deutschen Bellaphon-Pressungen der Concord Aufnahmen aus Kalifornien wird das Authentizitäts-Zertifikat gleich mitgeliefert. Dies ist die Nummer 234 der limitierten 180gr schweren LP, gemastert mit half-speed. Außer einem winzigen Grundrauschen in den Pausenrillen - Patina-Nostalgierest - kann man sich ohne Knacken, auch ohne jede statische Aufladungen regelrecht an der Musik berauschen: Feinfühlig nur leicht berührte Hi-Hats, voller Bassklang, in allen Oktaven stimmiges Piano und ein zugleich warmer und fetziger Klang des Leaders. Al Cohn, einer der Four Brothers, setzt - ohne zum Kopisten zu werden - den vibratolosen Lester-Young-Sound ein. 2 eigene Themen, bei denen die Originalität des Komponisten und Arrangeurs deutlich wird, dazu 2 Standards und der Rest Fremdkompositionen bieten eine gelungene Mischung - nicht für die Blaue Stunde, sondern für Genießer der hohen Improvisationskunst.




LA 4  Just friends
(Sorry, this is not the cover of the audiophile lp edition, but CD direct-to-disc)
( a bit strange: either it was a direct-to-disc lp or cd! Or they recorded both at the same time??)

Laurindo Almeida (g) Bud Shank (as) Ray Brown (b) Jeff Hamilton (dr)

Nouveau Bach / Carinhoso / Just friends / Love Medley: Love for sale - Love walked in / Spain

Aufnahme: 1977 oder 1978 Hollywood, CA  Produzent: Carl E.Jefferson
Concord LELP 114  (limited audiophile edition)  / (ehemals Concord CJD-1001)

Die dritte Generation JazzhörerInnen, die mit der Neuauflage von „Just friends“ erreicht werden soll, wird ihre helle Freude haben. Die Normal-LP von 1978 krankte daran, daß die amerikanischen Pressungen, dünn wie Papier, voller Schlieren aus einer Mischung von altem und Zusätzen von neuem Vinyl gefertigt wurden. „Made in Germany“ Fertigungen gab es nicht. Die CD’s wurden 10 Jahre später von Bellaphon sorgfältig produziert und editiert, da war schon der erste Umtausch in der Sammlung fällig. Jetzt der nächste: Will jemand meine CD kaufen?
Hier bei der audiophilen 180g, half-speed-gemasterten Liebhaberauflage stimmt alles: Das Exklusivprodukt mit den Original-Linernotes ist jetzt zum Aufklappen, das Vinyl bringt fast Studioqualität, der Altsax-Klang von Bud Shank, der sich seit einigen Jahren dem schneidenen Sound eines Art Peppers nähert, ist frei von West-Coast-Soft-Feeling, die Rhythmusgruppe setzt alle paar Minuten neue Akzente, wechselt Tempi und Gewichtung, wobei die solistischen Einwürfe von Laurindo Almeida mehr sind als reine Farbtupfer. Die limitierte Auflage ist hoffentlich noch nicht vergriffen, sodaß noch viele GenießerInnen Gelegenheit haben, sich von diesem edlen Teil mitreissen zu lassen.


Great Guitars  Straight tracks
(Sorry, this is not the cover of the audiophile lp edition, but CD direct-to-disc)
( a bit strange: either it was a direct-to-disc lp or cd! Or they recorded both at the same time??)

Charlie Byrd (g) Herb Ellis (g) Barney Kessel (g) Joe Byrd (b) Wayne Phillips (Dr)

I’m putting all my eggs in one basket / Clouds / Gravy waltz / Um abraco no bonfa / Little rock getaway / It might as well be spring / Kingston cutie / Favela

Aufnahme: 1977 oder 1978 Burbank, CA  Produzent: Carl E.Jefferson
Concord LELP 115  (limited audiophile edition) / (ehemals Concord CJD-1002)

Die LP für HörerInnen, die dem Instrument Gitarre nichts abgewinnen können. Auch ich gehöre zu diesen Ignoranten. Um die Konzerte bei den diversen Europatourneen der Gruppen, die unter der Bezeichnung „Great Guitars“ in den Jahren 1981-87 fungierten,  habe ich einen weiten Bogen gemacht. Im Wohnzimmer - muß ich gestehen - kann ich mit dieser Analog-Edition zum Liebhaber und Fan der gezupften, geschlagenen und gestreichelten Darm- und Stahlsaitlinge werden. Zumal die drei das oft übliche techniche Feuerwerk des „Wer ist schneller?“ nicht nötig haben. Kessel und Ellis als ehemalige Big Band und später Peterson-Begleiter sind verantwortlich für den Swing, Charlie Byrd für die latin-amerikanischen Nuancen. Die ausgewogene Mischung aus Standards und Vorlagen von Jobim und Gilberto garantieren hohen Genuß. Es bleibt, die Kaufempfehlung für dieses uralte (17 Jahre und edelste Aufnahmetechnik) auszuschreiben, zumal auch die auf 2000 Exemplare limitierte Bellaphon-Ausgabe von 1993 bald vergriffen sein wird.



Häufig wird an Sammler-“Experten“ die Frage gerichtet, wo neue und alte LP’s aus dem Jazz-Bereich zu finden sind. Die Antwort ist nicht leicht:
Neu-Pressungen, meist audiophile, sind im normalen Fachhandel zu bestellen. Man muß nur hartnäckig genug sein, das Personal - das nach eigener Erfahrung sehr selten fachlich geschult ist und ebenso Schuhe oder Käse verkaufen könnte - davon verständen sie ebensoviel -, mit den Original-Bestellnummern zu löchern. Die Listen mit den Fachhändlern in den Ausgaben von Analag-Aktuell sind eine gute Hilfestellung.
Second-hand LP’s sind schwieriger zu beschaffen. Verweisen kann man auf Anzeigen in den Fachzeitschriften.  Den informativen und selbstlosen Hinweise von Sammlerfreunden/freundinnen sollte man aufmerksam zuhören: Die Einstufungen des Erhaltungszustand von LP’s zwischen „M+ und  E+ bis zu F-“ sind subjektiv vom Verkäufer festgelegt und folgen keinem Standard. Hinfahren und selbst sehen oder besser hören heißt die Devise, dann läßt sich meist auch der Preis ein bißchen drücken.


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