Nachkriegsjazz in D
Die Nachkriegs-Discographie von 1945 bis 1970 ist als book-on-demand erhältlich.
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Der Nachkriegsjazz in Deutschland (gemeint ist
dabei der Zeitraum vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis 1970) ist ein lange
Jahre vernachlässigtes oder sogar
totgeschwiegenes Kapitel innerhalb der internationalen Jazz - History.
Wären da nicht Horst H.Lange mit „Jazz in Deutschland“ (Colloquium Verlag,
Berlin 1966) und Joachim Ernst Berendt mit „Ein Fenster aus Jazz“ (S.Fischer
Verlag, Frankfurt 1977) sowie die „Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Band
4 Jazz in Deutschland“ (Wolke Verlag, Hofheim 1996) sähe es auch in der deutschen
Jazzforschung düster aus. So haben wenigstens die Fans hierzulande lesen
können, was in den Jazzzentren Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und München
geboten wurde, welche Musiker die alljährlichen Beliebtheitspolls gewannen und
ob der deutsche Jazz die Emanzipation von den amerikanischen Vorbildern
geschafft hat oder nicht.
Horst H.Lange’s Buch ist eine Chronik der
Jazzmusik - vom Ragtime bis zum Modern Jazz - wie sich der Jazz in Deutschland
von 1900 bis ca. 1965 entwickelte. Die zwanziger Jahre werden als „Glanzzeit“
in Berlin beschrieben, das Buchkapitel „Swing“ im Nazideutschland“ ist auch
nach 40 Jahren noch lesenswert und der Nachkriegsjazz von 1946 bis 1965 wird
auf über 50 Seiten ausführlich dargestellt. Die anschliessende Diskographie
umfasst logischerweise zu ca. 90% Schellacks, Singles und EP’s und beschränkt
sich auf Angabe des Leaders,der Titel, Plattenfirmen und -nummern sowie des
Erscheinungsjahres.
Joachim Ernst Berendt hat neben seinen
Standard-Jazzbüchern, der Pflicht-Lektüre eines jeden Jazzbegeisterten in
Deutschland, „Ein Fenster aus Jazz“ mit Essays veröffentlicht. Darin findet
sich eine kleine Geschichte des deutschen Nachkriegsjazz und eine Abhandlung
über die Emanzipation des Jazz in Deutschland von 1961 - 1973. Nur sporadisch
werden diskographische Angaben mit einzelnen Plattenempfehlungen gemacht.
Die Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung
fassen im Band 4 die Beiträge des Jazzforums 1995 zusammen. In einem solchen
Rahmen können selbstverständlich keinerlei diskographische Angaben erwartet
werden. Für die Jazzfans sind neben den Beiträgen über den Jazz in
Nazi-Deutschland besonders der Vortrag von Dr.Wolfram Knauer zur Emanzipation
des deutschen Jazz eine echte Fundgrube an Informationen.
Zu den breitgestreuten Themenbereichen dieser
und weiterer Bücher habe ich immer eine umfassende Diskographie vermisst. Gegen
nörgeldes Lamentieren hilft am ehesten das Selbermachen, darum wird dieses Buch
veröffentlicht.
Sicher bieten Gesamtauflistungen wie Walter
Bruyninckx’ „60 Years of Recorded Jazz“ (in allen bisher erschienenen
Auflagen) Raben, Jepsen bzw. Knudsen und
Tom Lord Vieles, trotzdem bleiben auch darin Fragen offen (z.B. nach
Wiederveröffentlichungen, Laufzeiten und Komponisten). Die Antworten liefert
dieses Buch (Wobei hier nicht der Eindruck entstehen soll, endlich eine
lückenlose Auflistung abzuliefern!) Zwar hat die Auflistung nach Leadern oder
Gruppennamen Vorteile; aber erst die Sortierung nach Datum läßt die Fans den
Ablauf eines Festivals mit allen veröffentlichten Platten nachvollziehen. Und
erst diese Art der Auflistung läßt den zeitlichen Rahmen deutlich werden, in
dem Albert Mangelsdorff, die Spree City Stompers und das Orchester Kurt
Edelhagen agiert haben.
Ein unlösbares Problem haben alle
Jazz-Diskographen: Wo ist die Grenze zur Tanz- bzw. Popmusik zu ziehen? Soll
ein Titel wie „Ich mach’ Musik“ von Kurt Henkels aufgelistet werden, weil Flips
Fleischer am Schlagzeug sitzt? Oder ist ein „I can’t get started“ in einer über-arrangierten
Fassung ohne Jazz-Solistik noch erwähnenswert? In vielen „Grenzfällen“ habe ich
mich vom Höreindruck leiten lassen; in anderen, wenn ich den Titel nicht in der
Sammlung hatte, mußte ich mich auf andere Jazzdiskographien stützen. Manches
Mal habe ich einen Titel mit „Nicht-Jazz-Gehalt“ trotzdem aufgeführt, weil er
Teil einer „Jazz-Session“ war.
michael-frohne@web.de
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