Lee Konitz, Jahrgang 1927, ist der Jazzmusiker, der den grössten Einfluss auf den Nachkriegsjazz in ganz Europa ausgeübt hat. Ob Albert Mangelsdorff, Hans Koller, Lars Gullin, Bobby Jaspar oder Derek Humble – alle stellten den Mann aus Chicago mit seinen klaren, langen Improvisationsketten auf dem Alt-Sax gleichberechtigt neben Charlie Parker.
Schon die ersten Soli im Orchester von Claude Thornhill 1947 wiesen den Weg vom Be-Bop zum Cool-Jazz von Miles Davis, dessen auf Schellacks veröffentlichte Arrangements von u.a. Gil Evans und Gerry Mulligan später unter dem Titel "Birth of the Cool" veröffentlicht wurden. Lennie Tristano und seine an Joh.Sebastian Bach orientieren, präzisen Neu-kompositionen der Jazzstandards waren stilbildend für den jungen, bescheidenen Schüler und Partner. An die Zeit mit der Big Bands Stan Kentons erinnert sich Lee Konitz oft und gern: Sich behaupten zu müssen neben Zoot Sims, Frank Rosolino und Bill Holman, dabei von der herausragenden Arrangierkunst von Bill Russo, Bob Graettinger und Bill Holman profitieren zu können, war eine wichtige Sprosse auf der Leiter zum Erfolg. Bis Ende der funfziger Jahre war das Cool-Jazz-Konzept überaus erfolgreich; belegt in der Karriere von Lee Konitz durch Aufnahmen für das Label Prestige ("Subconsious-Lee), für Atlantic (z.B. "Inside Hi-Fi" und "The Real Lee Konitz"), und für Verve ( "Motion", "Very cool", "Tranquility").
Als die grossen Plattenfirmen in den sechziger Jahren den Jazz aus den Aufnahmestudios hinauswarfen, wurde auch für Lee Konitz die finanzielle Basis immer kleiner: Seine Gegenoffensive war: Intime Duo-Begegnungen und häufige Clubauftritte, ein Konzept, was sich als erfolgreich erwies, war doch damit gewährleistet, dass sein Name beim zwar kleinen, aber informierten Jazzpublikum nicht vergessen wurde. Die erfolgreiche Wiederbegegnung mit Warne Marsh und die Europatournee 1975/76 führte zu herausragenden Kritiken in allen Zeitschriften. Leider war das von ihm zusammengestellte Nonet zwischen 1975 und 1980 finanziell nicht erfolgreich – obwohl die Arrangeure und Solisten hervorragend waren.
Die Duos mit Martial Solal, Enrico Pieranunzi, Albert Mangelsdorff, Jimmy Rowles und Gil Evans führten ihn in (fast) alle Länder und in (fast) alle Jazzclubs. Wichtig war ihm dabei in jedem Fall die musikalische Kommunikation auf der Basis der berühmten Standards von "All the things you are" bis zu "Body und soul" und "Lover man". Das Aufeinanderhören und –reagieren hatte und hat noch heute Vorrang vor dem Konzept der Jam Sessions, die oft nur ein schneller, höher und länger von den Saxophonisten fordern. Die verschachtelten, grüblerischen Improvisationslinien eines Bill Evans reizen ihn mehr als die Technik und Schnelligkeit eines Oscar Peterson.
Die Zahl der LP's und CD's, die von Lee Konitz gerade von 1980 bis heute erschienen sind, beläuft sich auf ca. 100, jede hat ihre starken Titel, (fast) jede auch ihre Schwächen, anhörenswert ist jede Einzelne auf jeden Fall.
(Einige CD- Kaufempfehlungen zur Auswahl)
Prestige OJCCD 186-2 LEE KONITZ
Capitol CDP 7 92862 2 MILES DAVIS THE COMPLETE BIRTH OF THE COOL
Capitol CDP 7243 8 52771 2 2 LENNIE TRISTANO INTUITION
Verve 314 557 107-2 MOTION (im Trio mit Elvin Jones)
Verve 521 659-2 LIVE AT THE HALF NOTE (Do-CD) (+ Bill Evans, Warne Marsh)
Storyville STCD 8201 WARNE MARSH – LEE KONITZ LIVE AT CLUB MONTMARTRE VOL.1
Steeplechase SCCD-31018 I CONCENTRATE ON YOU (+ Red Mitchell)
Owl 028 TOOT SWEET (+ Michel Petrucciani)
Enja 5059 2 LEE KONITZ – ALBERT MANGELSDORFF THE ART OF THE DUO
ENJA 9304-2 STRINGS FOR HOLIDAY (Widmung an Billie Holiday)
West Wind WW 2106 THE FRANKFURT CONCERT (+ Frank Wunsch)
Blue Note 7243 8 57150 2 0 ALONE TOGETHER (+ Charlie Haden)
Dr.Michael Frohne (Autor der Lee Konitz Discographie)
Dienstag, 10. Mai 2011
Lee Konitz
Lee Konitz - ein kurzes Portrait meines Lieblingsmusikers
Knud Jörgensen
Knud Jörgensen Jazz Trio Opus 3 LP 8401
Knud Jörgensen p / Johan Dielemanns dr / Sture Akerberg b
Satin doll (7:05) / Softly as in the morning sunrise (4:00) / Too late now (6:00)
You look good to me (5:58) / It might as well be spring (7:01) / My heart stood still (5:08) / Teach me tonight (3:53)
Rec. Stockholm, S March – May 1984
Recording engineer: Jan-Eric Persson
Diese LP ist hervorragend für den grossen japanischen Jazzmarkt geeignet: Ein Trio mit Piano, Bass und Schlagzeug, veröffentlicht auf einer Platte in kleiner Auflage, eingespielt in einer hervorragenden Aufnahmequalität und hergestellt aus hochwertigem, dickem Vinyl. Was will der verwöhnte japanische Jazzfan mehr?
Aber vielleicht findet sich ja auch auf dem kleinen europäischen Jazzmarkt eine nicht unbeträchtliche Zahl von Menschen, die sich offene Ohren bewahrt hat?
Es sind Aufnahmen aus dem Jahr 1984, die hier veröffentlicht werden. Alle sieben Titel sind Standards, das heißt, sie wurden in unzähligen Versionen in den letzten Jahrzehnten in Schellack gekratzt, in Vinyl geschrieben oder auf CD gebrannt. Duke Ellington, Richard Rodgers oder S.Romberg sind die Komponisten gewesen, die das Ausgangsmaterial für die Improvisationen geliefert haben. Und vom Schema: Thema, Improvisation Klavier, Bass und manchmal Schlagzeug weichen die Drei nicht ab. Dadurch wird die LP vorhersehbar, bietet keinerlei überraschenden Wendungen und es fehlt sozusagen das Salz oder der Pfeffer. Alles wirkt gefällig und glatt, wobei nicht der Eindruck entstehen soll, es sei technisch nicht durchaus brilliant, was geboten wird.
Jenseits der grossen Namen Bill Evans, Oscar Peterson, Hank Jones, die in der Jazzhistorie für das Klaviertrio stehen, gibt es immer wieder Unbekannte zu entdecken. In den letzten Jahren waren das Jacky Terrasson, Brad Mehldau und Esbjörn Svensson, alle drei inzwischen Namen, die auch die Hörer ausserhalb der reinen Jazzgemeinde wertschätzen. Wünschen würde man es den dreien aus Skandinavien, dass sie ähnlichen Erfolg hätten. Dann könnten auch Vinyls eingespielt werden, die einiges Vertracktes, Verrücktes und Überraschendes enthielten. Inzwischen sollte es genügend Hörerinnen und Hörer an allen Meeresküsten zwischen Europa und Japan geben, die solchen Interpretationen von Standards durchaus etwas Positives abgewinnen können.
Dr. Michael Frohne
Knud Jörgensen p / Johan Dielemanns dr / Sture Akerberg b
Satin doll (7:05) / Softly as in the morning sunrise (4:00) / Too late now (6:00)
You look good to me (5:58) / It might as well be spring (7:01) / My heart stood still (5:08) / Teach me tonight (3:53)
Rec. Stockholm, S March – May 1984
Recording engineer: Jan-Eric Persson
Diese LP ist hervorragend für den grossen japanischen Jazzmarkt geeignet: Ein Trio mit Piano, Bass und Schlagzeug, veröffentlicht auf einer Platte in kleiner Auflage, eingespielt in einer hervorragenden Aufnahmequalität und hergestellt aus hochwertigem, dickem Vinyl. Was will der verwöhnte japanische Jazzfan mehr?
Aber vielleicht findet sich ja auch auf dem kleinen europäischen Jazzmarkt eine nicht unbeträchtliche Zahl von Menschen, die sich offene Ohren bewahrt hat?
Es sind Aufnahmen aus dem Jahr 1984, die hier veröffentlicht werden. Alle sieben Titel sind Standards, das heißt, sie wurden in unzähligen Versionen in den letzten Jahrzehnten in Schellack gekratzt, in Vinyl geschrieben oder auf CD gebrannt. Duke Ellington, Richard Rodgers oder S.Romberg sind die Komponisten gewesen, die das Ausgangsmaterial für die Improvisationen geliefert haben. Und vom Schema: Thema, Improvisation Klavier, Bass und manchmal Schlagzeug weichen die Drei nicht ab. Dadurch wird die LP vorhersehbar, bietet keinerlei überraschenden Wendungen und es fehlt sozusagen das Salz oder der Pfeffer. Alles wirkt gefällig und glatt, wobei nicht der Eindruck entstehen soll, es sei technisch nicht durchaus brilliant, was geboten wird.
Jenseits der grossen Namen Bill Evans, Oscar Peterson, Hank Jones, die in der Jazzhistorie für das Klaviertrio stehen, gibt es immer wieder Unbekannte zu entdecken. In den letzten Jahren waren das Jacky Terrasson, Brad Mehldau und Esbjörn Svensson, alle drei inzwischen Namen, die auch die Hörer ausserhalb der reinen Jazzgemeinde wertschätzen. Wünschen würde man es den dreien aus Skandinavien, dass sie ähnlichen Erfolg hätten. Dann könnten auch Vinyls eingespielt werden, die einiges Vertracktes, Verrücktes und Überraschendes enthielten. Inzwischen sollte es genügend Hörerinnen und Hörer an allen Meeresküsten zwischen Europa und Japan geben, die solchen Interpretationen von Standards durchaus etwas Positives abgewinnen können.
Dr. Michael Frohne
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